ERINNERUNGSKULTUR
ERINNERN FÜR EINE
FRIEDVOLLE ZUKUNFT
Initiativen wider das Vergessen
Jede*r Nachgeborene muss sich – bewusst oder unbewusst – die Frage stellen, ob sie bzw. er eine aktive Erinnerungskultur pflegen möchte oder die Erinnerung an den Holocaust lieber verdrängt. Zweifellos: Die WI’MO Klagenfurt hat sich der aktiven Auseinandersetzung verschrieben und wurde 2022 mit dem Kärntner Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
Projekte zur Erinnerungskultur besitzen seit vielen Jahren große Bedeutung. Bereits 2014 setzten sich Schüler*innen mit Werken aus der Serie Zeichnen gegen das Vergessen des Bildenden Künstlers Manfred Bockelmann auseinander. Inspiriert von Portraits von Kindern, die in den Jahren des Nationalsozialismus ermordet wurden, formulierten die Jugendlichen Briefe an die Opfer des Holocaust.
Vater von Anne Frank
Im Vordergrund steht immer wieder die aktive Auseinandersetzung mit Inhalten, die z.B. in Ausstellungen von Werken von Schüler*innen, aber auch von Lehrkräften mündet. Im Frühjahr 2019 füllten etwa unter dem Titel Sucht Euch nicht den leichteren Weg Bilder von Fachvorständin Heidi Cas-Brunner die Wände der Schule. Sie hatte die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau bewusst unscharf abgelichtet, um die Betrachter*innen dazu aufzufordern, innehalten und sich selbst einzubringen.
Ebenso herausragend ist das Engagement der Schüler*innen, die nicht nur im Unterricht sehenswerte Ergebnisse wie Ausstellungen erarbeiten, sondern auch selbstbewusst Jugendliche anderer Schulen mit historischen Inhalten konfrontieren und so als kompetente Guides durch die Geschichte fungieren.
Erinnerungskultur ist gelebte Schulkultur: Beispielhafte Projekte
In Kooperation mit der Digitalen Erinnerungslandschaft Österreich (DERLA) setzten sich Jugendliche gemeinsam mit Expert*innen mit der NS-Euthanasie am Boden des Klinikums in Klagenfurt auseinander.
Zu Ehren von Marko Feingold und Sieglinde Trannacher, bedeutende Persönlichkeiten der NS-Erinnerungskultur in Österreich, wurde in Klagenfurt ein Park benannt. Die WI'MO-Schülerinnen Allegra Holzfeind und Hannah Pacher hielten die Gedenkrede.
Ernst Grube, Münchner Zeitzeuge und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, präsentierte seine Lebensgeschichte als politischer Mensch - von den Jahren des Nationalsozialismus über das geteilte Deutschland bis in die Gegenwart.
Victoria Rabinowe, Enkelin der berühmten Confiserie Altmann & Kühne am Wiener Graben, teilte mit Schüler*innen ihre bewegte Familiegeschichte zwischen Exil und Heimkehr. 1938 hatte die Familie zu fliehen, das Geschäft konnte weiterhin bestehen.
Schüler*innen der WI'MO fungierten als Stimme der Jugend bei der Gedenkfeier beim ehemaligen Außenlager Loibl. Bereits zuvor absolvierten die Schüler*innen eine intensive Führung vor Ort.
Schüler*innen der zweiten und dritten Klassen präsentierten im Rahmen einer Matinee anlässlich des Internationalen Auschwitz-Gedenktages Texte im Klagenfurter Künstlerhaus. Zudem wurden Fotos von Heidi Cas-Brunner ausgestellt.
Für die Bemühungen um die Erinnerungskultur und die konsequente Auseinandersetzung mit Fragen der Menschenrechte erhält die WI'MO den Kärntner Menschenrechtspreis 2022. (Foto: LPD/Helge Bauer)
Schüler*innen der WI'MO reinigen die Stolpersteine in der Klagenfurter Innenstadt und setzen sich mit Aspekten der jüdischen Kultur auseinander.
In Wien wird die WI'MO für ihr kontinuierliches Engagement im Bereich Erinnerungskultur geehrt.
Zwei Schüler*innen nehmen an der Gedenkfeier im KZ Loibl Nord 2021 teil. Im Rahmen der Feier sprechen der Zeitzeuge Reginald Vospernik sowie der Historiker und Schriftsteller Martin Pollack.
Schüler*innen der internationalen Klasse mit Jugendlichen aus dreizehn Nationen besuchen die Ausstellung Shoah - Wie war es menschlich möglich, die als Leihgabe der Holocaust-Erinnerungs- und Forschunsstätte Yad Vashem in Jerusalem zur Verfügung gestellt wird.
Anlässlich des Kärntner Landesfeiertags stellen sich Schüler*innen der Diskussion mit Dr. Daniel Wutti (Pädagogische Hochschule Kärnten) zum Thema 10. Oktober und Gedenkkultur. Dabei werden nicht nur die Entwicklungen rund um den Kärntner Abwehrkampf, sondern auch die Aussiedlung der Kärntner Slowen*innen 1942 sowie der Ortstafelsturm der Siebzigerjahre aufgearbeitet.
Im Rahmen einer Exkursion in die europäischen Hauptstädte Amsterdam und Brüssel besuchen Jugendliche der WI'MO das Anne-Frank-Haus sowie das Haus der Europäischen Geschichte. Im Juni 2022 begeben sich neuerlich Schüler*innen aus Klagenfurt auf diese Spur.
Unscharfe Bilder von Fachvorständin Heidi Cas-Brunner zwingen zum Sehen: Schüler*innen setzen sich unter dem Titel Sucht Euch nicht den leichteren Weg mit der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau auseinander.
Eine Exkursion führt eine Gruppe der WI'MO über Olmütz und die europäische Kulturhauptstadt Breslau nach Krakau. In der polnischen Hauptstadt wird u.a. das Museum zu Ehren Oskar Schindlers besichtigt. Schließlich führt die Reise ins Memorial Auschwitz-Birkenau. Um die Eindrücke zu verarbeiten, wird eine Ausstellung zur Exkursion gestaltet.
Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust präsentieren Schüler*innen die in Zusammenarbeit mit Wissenschafter*innen entwickelte Website Eternal Echoes - Teach und Learn about the Holocaust. Link: www.eternalechoes.org
An diesem Erasmus+-Projekt beteiligten sich Vertreter*innen aus Litauen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden und Ungarn.
Zudem trafen Schüler*innen im Rahmen einer Gedenkstunde die Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin.
Als Stimme der Jugend nehmen die Schulsprecherinnen Julia Gruber und Mirjam Krobath sowie Juniorbotschafterin Meryem Amet an der internationalen Gedenkveranstaltung im KZ Loibl Nord teil.
Zeitzeugin Eva Umlauf liest anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust aus ihrer Biographie Die Nummer auf deinem Arm ist blau wie deine Augen und stellt sich der Diskussion mit den Jugendlichen sowie mit Landeshauptmann Peter Kaiser und Universitätsprofessor Peter Gstettner.
Im selben Monat werden Fotografien des Konzentrationslagers Mauthausen von Fachvorständin Heidi Cas-Brunner in der Aula ausgestellt.
Schüler*innen der WI'MO besuchen die Gedenkstätte Mauthausen. Sie formulieren folgendes Fazit:
„Wir verlassen Mauthausen mit dem Auftrag uns für die Demokratie einzusetzen, aber auch im Alltag wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen.“
Wenige Tage vor dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust gastiert Charlotte Knobloch an der WI'MO. Die Zeitzeugin, seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, stellt sich den Fragen der Jugendlichen.