Kriemhild Schmied hat schon zahllose Bundeskanzler, Minister*innen und Abgeordnete kommen und gehen gesehen. Seit bald drei Jahrzehnten arbeitet die gebürtige Kärntnerin im Parlament in Wien – nachdem sie an der WI’MO maturiert hat. „Ich wollte nie nach Wien, das ist mir passiert“, gestand Schmied kürzlich in einem Porträt des Parlaments, das auf YouTube abrufbar ist. Als 1994 der Spittaler Herbert Haupt zum Dritten Nationalratspräsidenten gewählt wurde, bot sich ihr die Gelegenheit für den Sprung in die Bundeshauptstadt. „Ich hatte Haupt gar nicht gekannt, aber er wollte eine Kärntnerin in seinem Team haben. Mein Vater hat mich stark zu diesem Schritt ermutigt.“
Nach mehreren Jahren in der Parlamentsdirektion entschied sich Schmied für eine Ausbildung zur Volksschullehrerin, in der Schule landete sie allerdings nie. Sie entwickelte ein Konzept für Parlamentsführungen für Volkschüler*innen und versuchte das Projekt tatsächlich umzusetzen. Mutig präsentierte sie den Verantwortlichen ihre Ansätze. Schmied: „Man darf vor Politikern und Präsidenten und sonst was halt keine Scheu haben. Andreas Khol, der damalige Nationalratspräsident, fand meine Idee super und gab mir den Auftrag zur Umsetzung.“
Darauf folgten zahlreiche Initiativen, um die Demokratie jungen Menschen nahezubringen. Schmied reformierte auch die Führungen für Jugendliche, die Senkung des Wahlalters eröffnete neue Chancen. „Das Parlament entschied sich in diesem Zusammenhang dazu, mehr Geld für Demokratiebildung bereitzustellen. Wir haben daraufhin die Demokratiewerkstatt mit vierstündigen Workshops entwickelt und umgesetzt.“ Dieses Angebot ist bis heute stark nachgefragt. Ob es möglich ist, wirklich allen jungen Menschen die Facetten der Demokratie nahezubringen? Schmied ist davon überzeugt. „Es kommt wie immer auf die Menschen an, die daran beteiligt sind und mitwirken.“
WI’MO-Erinnerungen? Raum für Kreativität – und grüner Tee
An ihre Schulzeit in der Fromillerstraße denkt Kriemhild Schmied gerne zurück. Auch an den Start in der Oberstufe erinnert sie sich gut. „Für mich war es eine spannende Erfahrung, in der Landeshauptstadt in die Schule gehen zu dürfen. Neue Menschen, neue Lehrer.“ Besonders prägend war für sie der Zeichenunterricht bei Prof. Roxanne Rohsmann. „Sie ging mit uns immer zu Ausstellungen in die Landesgalerie. Ich habe auch bei ihr maturiert.“ Außerdem trat sie in Geographie und Volkswirtschaftslehre an. „Das hat sich fächerübergreifend gut verbinden lassen.“
In den fünf Jahren an der WI’MO gab es natürlich auch Herausforderungen – und Konflikte. „Das Verhältnis zu unserer Klassenvorständin war nicht immer ganz einfach. Bei ihr habe ich dann auch nur mit Genügend maturiert.“ Das Abschiedsgeschenk an die Schüler*innen blieb ebenfalls in Erinnerung, wohl als Beitrag, um auch erhitzte Gemüter zu besänftigen. „Es gab ein Päckchen ‚Grünen Tee‘“, lacht Schmied heute. „Der Tee sollte uns dabei unterstützen, noch weiter zu reifen.“
Schmied selbst ist die Tochter eines Lehrers – für den untypischerweise Noten nicht gerade das Wichtigste waren. Diese Philosophie hat sie sich behalten. „Es kommt im Leben nicht auf die Schulnote an. Auch mit einem ‚Genügend‘ ist man durchgekommen, was gut ist.“ Viel wichtiger sei es, voller Herzblut an Herausforderungen heranzugehen. „Mit intrinsischer Motivation kann man alles leicht und mit Freude und Eifer erreichen. Man darf vor nichts Angst haben und schon gar nicht vor hochstehenden Menschen oder Persönlichkeiten“, so Schmied als Botschaft an die nächste Generation.
Und ihr Weg ist ein Paradebeispiel für diese Herangehensweise.
Bilder: Parlamentsdirektion/Hurnau bzw. Wilke