Aus der Klagenfurter Modeabteilung als selbständige Designerin ins Land der aufgehenden Sonne: WI’MO-Absolventin Lisa Pek hat global Karriere gemacht. Im diesjährigen Jahresbericht der WI’MO zieht sie eine Zwischenbilanz. Das gesamte Interview lesen Sie hier:
Von der Klagenfurter Bahnhofstraße über Wien und London nach Tokio. Welche Voraussetzungen braucht es, um diesen Weg gehen zu können?
Lisa Pek: Ich denke, es war immer ein natürlicher Impuls für mich, diesen Weg zu gehen, den ich nie in Frage gestellt habe. Wenn man ganz genau weiß, was man will, dann hat man die Voraussetzungen bzw. entwickelt sie am Weg dorthin. Jeder Mensch hat seine guten und schlechten Eigenschaften und es geht darum, diese zu erkennen, an sich zu arbeiten und nicht aufzugeben oder sich von anderen entmutigen zu lassen.
In Interviews sagen Sie, mit 17 Jahren für sich entschieden zu haben, Designerin werden zu wollen. Gab es dafür ein Schlüsselerlebnis?
Pek: Ich hatte es schon immer geliebt zu malen, habe mich sehr für Philosophie interessiert, mich für Umwelt- und Tierschutzthemen engagiert und auch meine eigene Kleidung genäht. Als ich dann bemerkt habe, dass meine Kleidung gut ankam bzw. ich bei diversen Design-Märkten in Wien meine Produkte schnell ausverkaufen konnte, hat mich das sehr ermutigt weiterzumachen. Dies hat sich dann auch später in den Firmen, in denen ich gearbeitet hatte, wiederholt. Nachdem mir mitgeteilt wurde, dass meine Designs zu Bestsellern wurden, entschloss ich mich, eine eigene Marke zu kreieren. Insgeheim war mir das ohnehin schon klar. Ein Schlüsselerlebnis gibt es in dem Sinne nicht. Es war ein natürlicher Prozess, in kleinen Schritten das eigene Talent zu erkennen und die Art und Weise, wie es die Menschen um mich herum wahrnehmen.
„Sowas fällt einem nicht in den Schoß“
Früh durften Sie Erfahrungen bei All Saints und Vivienne Westwood sammeln. Wie kam es dazu?
Pek: Natürlich fällt einem sowas nicht in den Schoß. Wie bereits gesagt: Auf Taten folgen Resultate. Ich habe im Verkauf gearbeitet, weiterhin Kleidung entworfen, diese umgesetzt und an Kunden verkauft, an vielen Türen persönlich angeklopft. Wenn jemand denkt, dass man bequem von zu Hause aus per Copy-Paste fünfzig oder hundert CVs (Lebensläufe, Anm.) rausschickt und dann aufgibt, weil keiner reagiert – selbst schuld. Auch in der heutigen Zeit kommt es auf die persönlichen Kontakte bzw. die Netzwerke an. Wenn man diese nicht hat, sollte man lieber daran arbeiten. Durch diverse Plattformen ist das heute um einiges leichter als früher.
Viele, die Ihren Weg gehen wollen, träumen davon, mit solch namhaften Persönlichkeiten der Branche zusammenarbeiten zu dürfen. Was zeichnet Designerinnen wie Vivienne Westwood aus?
Pek: Ich denke, es ist wie bei jeder namhaften Person, die eine Message mit ihrer Arbeit verkörpert. Die Story der Menschen ist genauso wichtig wie das Design selbst. Mir fällt immer wieder auf, dass diese Personen genau wissen, wer sie sind und was sie wollen. Sie haben innerlich manifestiert, was ihr Weg ist. Die Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte, haben auch etwas Gemeinsames: Sie sind am Boden geblieben. Und trotzdem haben sie eine Fantasie, um eine eigene neue Realität für sich und andere zu erschaffen.
In der Folge verschlug es Sie nach Japan. Wie kam es dazu?
Pek: Ein Jobangebot in London hat mich direkt nach Tokio katapultiert. Dort durfte ich für das namhafte Modehaus Koshino für die Tokio Fashion Week als Designerin arbeiten und andere Diffusion Lines mit Designideen beraten.
Ihr Label Shohei will nach eigener Definition innovative wie auch nachhaltige Mode produzieren, steht aber auch für den Erhalt von traditionellem Handwerk. Welche konkreten Ziele verfolgen Sie als Unternehmerin?
Pek: Ich möchte weiterhin global exportieren und expandieren. Auch ist es mein Anspruch, smart zu arbeiten, um in risikoreichen Zeiten standhaft zu bleiben. Und ich will die Arbeit und das Abenteuer weiterhin genießen.
Wie unterscheidet sich der japanische Markt von Mittel- und Westeuropa?
Pek: Ehrlich gesagt, bei Shohei gar nicht. Meine Kunden sind überall sehr ähnlich gestrickt. Sie sind weltoffene, junge Menschen oder junggebliebene, selbstsichere, bewusste Menschen, die sich für Kunst und Ästhetik interessieren.
Auffallend ist, dass Sie vor allem mit Pop-Up-Stores präsent sind. Welche Bedeutung besitzen diese in der Modebranche des 21. Jahrhunderts, etwa im Vergleich zum Onlinehandel?
Pek: Pop-Up-Stores und Onlinehandel gehen Hand in Hand. Die Kunden des Pop-Up-Stores kaufen später online ein bzw. umgekehrt. Da wir eine DTC, also eine Direct-To-Consumer Brand sind, ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, sei es der Live-Chat auf der Website, der Kontakt mit Kund*innen auf WhatsApp oder interessante Gespräche im Shop. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, mein Pop-Up-Store ist ein Netzwerk-Event für mich selbst, da einige meiner Kund*innen großartige Berufe ausüben, die, wie man merkt, sie auch als Mensch erfüllen.
Mit Pop-Up-Stores kehren Sie gelegentlich auch nach Kärnten zurück. Verspüren Sie bis heute ein unsichtbares Band in die Heimat?
Pek: Diese Bindung hatte ich wohl noch nie. Ich erinnere mich, als fünfjährige Kind auf das Dach des Sommergartens gestiegen zu sein. Da hatte ich immer einen kleinen Reisekoffer mit, mit dem ich so getan hatte, als würde ich weit wegfliegen. Kärnten ist für mich ein Ort der Ruhe und um mich zu fokussieren. Ich sehe mich aber als Global Citizen.
Hoffentlich nicht vergessen ist Ihre Zeit an der WI’MO. Welches Ereignis blieb Ihnen besonders in Erinnerung?
Pek: Als Frau Wiester [Prof. Gerda Wiester, früher Lehrkraft an der Modeabteilung, Anm.] Alpträume hatte, weil ich die Hose, die ich in der Freizeit genäht hatte, in die Schule mitgenommen und mit einer Fixierung zugeklebt habe, anstatt zu diese zu versäubern. Ich war ein eher faules Mädchen, bis ich herausgefunden hatte, was mich richtig begeistert (lacht). Heute bekomme ich Komplimente für die extreme Genauigkeit und Perfektion der Shohei-Produkte, die ich in Rumänien nähen lasse, und ich leite immer wieder Feedbacks für die Verbesserung der Produkte an die Produktion weiter. Die WI‘MO als auch das Studium in London haben mir die Qualität gelehrt, die sich heute in den Shohei-Produkten widerspiegelt.
Sie sind eine Inspiration für die aktuelle Schülergeneration. Welchen Rat wollen Sie ihr mit auf den Weg geben?
Pek: ‘You set the rules of whom you become.‘ Niemals aufgeben. Viele Menschen am Weg werden uns ablehnen oder entmutigen oder auch kleinreden. Oftmals sind es die, die sich selbst nichts zutrauen. Man sollte immer auf sich selbst hören und sich auch nicht mit anderen Menschen messen, da jeder andere Voraussetzungen hat. Das Internet bietet viel neue Chancen, die man mit der vielen Freizeit, die man als Schüler*in und Student*in hat, nutzen kann. Die Zeit einfach jetzt nutzen und in die eigene Zukunft investieren. Ich finde einfach, das Thema Arbeit ist bei uns sehr negativ behaftet. Arbeit ist auch zu einem Teil Selbstbestimmung, kann einem gesundes Selbstbewusstsein geben und einem in schweren Zeit Halt geben.