Am heutigen Vormittag gastierte Eugen Freund, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments und langjähriger Politikjournalist des ORF, an der WI’MO. Freunds Weg führte aus St. Kanzian am Klopeiner See in die große weite Welt. Als Journalist berichtete er über viele Jahre aus den USA, nach Abschluss seiner TV-Karriere übernahm er ein Mandat im EU-Parlament. Anlässlich der bevorstehenden EU-Wahl sprach er nun auf Einladung von Prof. Ilse Geson-Gombos über seinen Werdegang, aber auch über aktuelle Herausforderungen in der europäischen Politik.
Eugen Freund stand den Schüler*innen der vierten Klassen Rede und Antwort und sprach unter anderem über seinen Arbeitsalltag als EU-Parlamentier und seine Beweggründe, spätberufen den Weg in die Politik einzuschlagen. „Es war eine Diskussion im Auto mit meiner Frau und meinen beiden Kindern. Die Abstimmung fiel 3:1 dafür aus und war die richtige Entscheidung“, erinnert sich Freund. Augenzwinkernder Nachsatz: „Nur mein Sohn, der damals Politikwissenschaften studierte, stimmte dagegen.“
Freund selbst, ab 1974 für den ORF tätig, verfolgte zeitlebens die österreichische und vor allem internationale Politik intensiv, allerdings als passiver bzw. journalistischer Beobachter. Der Reiz, eine Aufgabe auf europäischer Ebene zu übernehmen, habe ihn sofort gepackt. „Allerdings war der Wahlkampf eine anspruchsvolle Phase. Das habe ich unterschätzt“, erinnert er sich.
Die Fragen der Schüler*innen waren breit gefächert, sie wollten unter anderem wissen: Welche Aufgaben hatten Sie als EU-Abgeordneter? In welchen Ausschüssen waren Sie tätig? Wie sah der Alltag in ihrem ehemaligen Job aus? Was sind derzeit ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen der EU? Welche Probleme hat die EU, welche Veränderungen würde sie brauchen?
Doch nicht nur die Arbeit in Brüssel und Straßburg stand im Fokus des Interesses der Jugendlichen, sondern auch der Blick des Experten auf den Medienmarkt. Haben öffentlich-rechtliche Sender wie der ORF noch eine Perspektive? „Die Rahmenbedingungen am Markt haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert, gerade im Bereich der Fernsehunterhaltung. Doch die Quoten zeigen, dass im Informationsbereich der ORF noch immer enormen Stellenwert besitzt.“
Zukunftsprognosen würden in der schnelllebigen Welt allerdings schwer fallen, auch wenn es um Herausforderungen für die Europäische Union gehe. „Es gibt keine festen Parameter, an die man sich halten könnte. Ein einzelnes Ereignis könnte bereits alles verändern. Einerseits stehen wir vor großen Herausforderungen wie der Klimakrise oder Veränderungen am Arbeitsmarkt, andererseits ändern sich die Vorzeichen in verschiedenen Fragen sehr schnell.“
Doch eines steht für Freund mit Blick auf die nahende EU-Wahl fest: „Es ist wichtig, dass man sich positioniert und wählen geht. Die Jahre in Brüssel haben mir gezeigt, dass oft wirklich einzelne Stimmen den Ausschlag geben können. Und für mich ist auch klar, dass wir die gemeinsame Stimme in Europa brauchen, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten.“