Im neugeschaffenen Veranstaltungszentrum Klagenfurt lädt die Musicalfactory Kärnten aktuell zum Stück „Cabaret“. Es zeigt Berlin am Anfang der Dreißigerjahre, politisch instabil, geschüttelt von der Weltwirtschaftskrise und erfüllt von Fremdenhass und Antisemitismus. Einzig im „Kit Kat Club” sollen die Bürger der Stadt im rauschenden Treiben ihre Sorgen – zumindest vorübergehend – vergessen.
Noch bevor das Stück seine vielbeachtete Premiere feierte, machten sich Schüler*innen der WI’MO davon ein Bild. Begleitet von Prof. Ilse Geson-Gombos besuchte die 4BHW die Generalprobe am vergangenen Freitag. Geson-Gombos: „‚Politik, was hat das denn mit uns zu tun?‘, lautet die naive Frage der Hauptfigur im Musical ‚Cabaret‘. Und sie ist nur eine von Vielen, die offenbar die Auswirkungen des Aufstiegs der Nazis leugnen oder herunterspielen, aber Freiheit ist nicht absolut, und kann sich mit jeder Wahl, jedem Krieg oder jedem politischen Führer ändern! Das Musical ‚Cabaret‘ ist nicht nur nach wie vor eines der erfolgreichsten weltweit, sondern (leider) auch eines der aktuellsten Musicals!“
Bedrückender Inhalt und lebhafte Inszenierung – das Stück hinterließ bei den Schüler*innen tiefe Eindrücke. Einige Statements:
„Sally Bowles hat mir im Musical am meisten gefallen, da sie ihre Rolle, meiner Meinung nach, sehr gut gespielt hat und im Laufe des Stückes immer besser wurde und ihr Können gezeigt hat. Auch Ernst Ludwig hat seine Rolle als Nationalsozialist sehr gut umgesetzt. Ich glaube, dass diese Rolle nicht leicht zum Spielen ist.
Die Szene vor der Pause, in welcher alle Charaktere erstarrten und den Hitlergruß machten, fand ich am Eindrucksvollsten und diese Szene hat mich und meine Mitschüler:innen aufgerüttelt und auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.
Das Musical hat mir sehr gut gefallen. Die Schauspieler*innen haben die 1930er Jahre und das Aufkommen des Nationalsozialismus sehr gut vermittelt. Mir hat auch gefallen, dass es sich alles in einem Nachtklub abgespielt hat, und dass gezeigt wurde, dass viele Menschen gar nicht wussten, was sich in der Gegenwart alles abspielt, was sich politisch verändert und was in der Zukunft auf sie zukommen würde.“
– Hannah Pacher
„Mein Lieblingscharakter war Sally Bowls, da ich finde, dass sie eine starke und unabhängige Frau darstellte, die ihren Willen durchgesetzt hat.
Die Szene als bei der Verlobungsparty von dem Obstverkäufer und Fräulein Schneider plötzlich alle zu den Nazis gehalten haben, hat mich sehr geschockt und auch dass am Ende des Musicals der Conférencier ein Jude war. Mir hat das Musical sehr gut gefallen, die Schauspieler haben sehr gut gesungen und ich fand es echt toll, dass sie das Publikum auch ein bisschen in das Stück integriert haben.“
– Sarah Gradischnig
„Ich fand Clifford Bradshaw sehr spannend als Charakter. Er hatte sich für seine Zeit in Berlin viel vorgenommen, hat aber am Ende eigentlich nichts geschafft und musste letztendlich sogar seine Schreibmaschine verkaufen, um Deutschland den Rücken zu kehren. Ich glaube, er hatte eine Ahnung, was politisch auf Deutschland zukommen würde.
Das Ende des Musicals war für mich sehr überraschend, dass der Conférencier am Ende unter seinem Mantel ein Häftlingsgewand eines Häftlings eines Konzentrationslagers entblößte. Die Geschichte zwischen dem Obstverkäufer und Fräulein Schneider fand ich sehr traurig, aber leider sehr realistisch.
Ich fand es gut, dass es auch Momente im Musical gab, in denen die Schauspieler*innen mit uns interagiert haben.“
– Fritz Frederic