Im besonderen Rahmen fand das Projekt Stolpersteine – Brücken in die Zukunft am gestrigen Tag an der WI’MO seinen Abschluss. Fachvorständin Heidi Cas-Brunner sowie die Lehrkräfte Herbert Branz und Claudia Olinowetz erweiterten die Gedenkveranstaltung um ein jüdisches Menü, um der Veranstaltung die richtige Würze zu verleihen – ein nicht nur kulinarischer Erfolg.
Der Einladung von Projektleiterin Prof. Ilse Geson-Gombos und Direktorin Michaela Graßler waren namhafte Gäste gefolgt. So fanden sich an der WI’MO u.a. Landtagspräsident Reinhart Rohr, Bürgermeister Christian Scheider, Vizebürgermeister Alois Dolinar, Werner sowie Wolfgang Platzer aus der Landesamtdirektion, Manfred Morokutti als Vorsitzender des Mauthausen Komitees Kärnten, Harry Koller als Vorsitzender der Österreich-Israelischen Gesellschaft in Kärnten sowie seitens der Bildungsdirektion Regionsleiterin Barbara Bergner und Gerlinde Duller ein. Hinzu kamen zudem Schulleiter*innen und Lehrkräfte der Mittelschulen Annabichl, St. Peter, St. Ruprecht, Wölfnitz und der Hasnerschule.
Die Stars des Tages waren aber zweifellos die Schüler*innen. Die Jugendlichen der 1BHW verzauberten mit ihren Menüs sowie ihren Leistungen im Service die Gäste, aus den höheren Klassen berichteten Sebastian Grubelnik, Slavomir Mruškovič und Anna Traußnig (alle 3BHW), Van Angelo Nguyen-Skyriotis und Matthias Traunig (beide 4BHW) sowie Aylin Abdijanovic, Tabea Höferer und Benedikte Masonama (alle 4CHW) über ihre Auseinandersetzung mit den Klagenfurter Stolpersteinen und die Stadtführungen mit Nadja Danglmaier und Horst Ragusch.
An der WI'MO findet die Geschichte ihre Schüler*innen
„Seit vielen Jahren ist die Erinnerungskultur fester Bestandteil im Konzept der WI’MO Klagenfurt. Die heutige Festveranstaltung kann mit Fug und Recht als ein besonders glänzender Mosaikstein in diesem Kontext bezeichnet werden“, betonte Direktorin Michaela Graßler in ihren einführenden Worten. Landtagspräsident Reinhart Rohr verglich die Initiativen mit eigenen Schulerfahrungen: „Zu meiner Zeit wurde über viele schwierige Aspekte unserer Geschichte einfach nicht gesprochen. Dieses Schweigen wird hier durchbrochen. Die Erinnerungskultur als Beitrag zu einer pluralistischen Gesellschaft ist längst ein Teil des Bildungsauftrags geworden.“
Bürgermeister Christian Scheider, der in seiner ersten Amtszeit die Verlegung der Stolpersteine initiiert hatte, hob das kontinuierliche Bemühen um eine würdige Erinnerungskultur in Klagenfurt besonders hervor: „Viele Städte blicken auf uns und stellen fest, dass in diesem Bereich viel Bewegung herrscht. Besonders freut mich, dass die junge Generation dieses Bemühen mitträgt.“ In diesem Zusammenhang zitierte Scheider auch die gebürtige Klagenfurterin Ingeborg Bachmann: „Sie schrieb: ‚Die Geschichte lehrt, aber sie hat keine Schüler.‘ Das Engagement an der WI’MO zeigt, dass das nicht immer so der Fall sein muss. Dazu kann ich nur gratulieren.“
In dieselbe Kerbe schlugen Wissenschaftlerin Nadja Danglmaier und Horst Ragusch, Türmer zu Klagenfurt, die mit den Jugendlichen aus den Klassen von Prof. Geson-Gombos sowie von Prof. Silke Sallinger die Stolpersteine besucht hatten: „Wie intensiv sich die jungen Menschen der Vergangenheit stellen, ist beeindruckend. Es war deutlich zu spüren, wie die Erinnerung, die gemeinsame Geschichte auch mit der Identität des Einzelnen zusammenhängt.“
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Rede von Universitätsprofessor Peter Gstettner, seines Zeichens Vorsitzender des Beirats für Gedenk- und Erinnerungskultur der Landeshauptstadt. Er arbeitete nicht nur die Initiativen der WI’MO auf, sondern analysierte, welche Faktoren eine konstruktive Erinnerungskultur ausmachen – etwa durch die Auseinandersetzung mit geschichtsträchtigen Orten:
So suchen wir z.B. ganz gezielt immer wieder Orte auf, deren belastete Vergangenheit sich noch über vorhandene Spuren und Geschichten erschließen lässt, wie zum Beispiel durch Gespräche mit ZeitzeugInnen, durch eine Rekonstruktion von jüdischen Schicksalen in Klagenfurt anhand von „Stolpersteinen“, und durch die Mitwirkung an Gedenkveranstaltungen, die an den Orten der ehemaligen NS-Verbrechen stattfinden, wie etwa am Loiblpass, am Peršmanhof, in Mauthausen, in Dachau oder in Auschwitz-Birkenau. Damit richten wir unseren Fokus auf Orte, die nicht nur historisch, sondern auch emotional bedeutsam sind, weil sie nicht nur für Verfolgung, Entrechtung, Misshandlung und Ermordung stehen, sondern auch für Überleben, Widerstand, Mut, Hilfeleistung und Solidarität.
– Peter Gstettner
Die gesamte Rede als Download finden Sie hier:
Außerdem entstand in diesem Zusammenhang eine spannende Broschüre zur jüdischen Kultur. Mehr dazu finden Sie unter www.diewimo.at/stolpersteine.