Im Rahmen ihres Besuches der Stadt Klagenfurt zum internationalen Holocaustgedenktag las Frau Dr. Eva Umlauf aus ihrer Autobiographie und nahm sich Zeit, um an der WI‘MO die Fragen von SchülerInnen zu beantworten. Dr. Umlauf wurde 1942 in einem slowakischen Arbeitslager für Juden geboren. Ihre Familie wurde im November 1944 nach Auschwitz deportiert. Eva Umlauf und ihre Mutter überlebten das Vernichtungslager, ihr Vater wurde vor Kriegsende auf einen Todesmarsch geschickt und kam in Melk, einem Außenlager von Mauthausen, ums Leben. Eva Umlauf wurde Kinderärztin in München, sie ist Ärztin in Ruhestand und ist bis heute als Psychotherapeutin tätig.
An der Veranstaltung nahmen die Zeitzeugin Dr. Katja Sturm-Schnabl sowie Felice Greussing-Preis teil. Letztere ist Verwandte der Familie Preis, einer Klagenfurter jüdischen Familie, deren Mitglieder in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet wurden. LH Dr. Peter Kaiser betonte die Wichtigkeit von Erinnerungsarbeit an Schulen. Bildungsdirektor Rudolf Altersberger und LSI Dr. Renate Kanovsky-Wintermann bedankten sich bei Dr. Umlauf für ihr Engagement für die Jugend. Direktor Hermann Wilhelmer verwies darauf, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Zeitzeuginnen für die Identitätsfindung von Jugendlichen ist. Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner zog in seiner Schlussbetrachtung einen Vergleich zwischen den Fotos der Gedenkstätte Mauthausen (Heidi Cas-Brunner) und den realen Situationen im Lager.
Dr. Umlauf begann mit einer Lesung von zwei Abschnitten aus ihrem autobiographischen Buch „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“. Sie schilderte, wie ihre Mutter sie als Kleinkind hielt, als ihr die Nummer A-26959 in den Unterarm tätowiert wurde. Sie war zwei Jahre alt. Der zweite Ausschnitt handelte von der Zeit nach dem Krieg, an die sich Dr. Umlauf bewusst erinnern kann, als sie zurück in die Slowakei kam und sie alle bewunderten, dass sie das Lager überlebt hatte.
Im Anschluss zur Lesung der Zeitzeugin lasen Schülerinnen der 2CHW eigene Texte zu den selbst erarbeiteten Begriffen der Ausstellung „Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde“. Die Begriffe stehen als Gegenbegriffe zum Schrecken, zum Horror und zum Tod, den das Nazi-Regime verbreitete. Sie wollen an die Lebensfreude, an Freiheit und Demokratie erinnern, die den Opfern genommen wurde und die es heute zu verteidigen gilt. Das Motto der Ausstellung ist ein Zitat aus Jura Soyfers „Lied der Erde“, welches er knapp vor seinem Tod in einem Vernichtungslager verfasst hat und welches für Lebenswille und Lebensfreude steht: „Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde“.
Im Austausch im Dr. Umlauf interessierte die SchülerInnen der 3AHM, wieso sie nach dem Krieg nie mit ihrer Mutter über die Zeit in Auschwitz geredet hatte. Sie fragten sie zu ihrer Familie, ihrem Vater, ob sie glaube, dass die Wahl ihres Berufes mit ihrer Erfahrung in Auschwitz verbunden sei. Die Schülerinnen wollten mehr zur Recherche des Buches herausfinden, was Frau Umlauf von anderen Zeitzeug*innen über Auschwitz herausgefunden hatte, wie sie mit dem Tattoo der Häftlingsnummer umgehe und ob sie je daran gedacht habe, es zu entfernen. Alle SchülerInnen folgten dem Gespräch mit hoher Konzentration. Um mit der Rückmeldung von Matilda Edelmann (2 CHW) zu schließen: „Ich habe selten eine Veranstaltung erlebt, die von solcher Ruhe geprägt war, kein Gerede der SchülerInnen, man konnte nur viele geschockte und interessierte Blicke sehen. Viele waren geschockt davon, was Frau Dr. Umlauf erzählt hat. Ich bin dankbar dafür, dass wir die Chance hatten, eine so wichtige Zeitzeugin kennenzulernen und Näheres zu diesem wichtigen und gleichzeitig traurigen Thema zu erfahren“.
Inhaltliche Gestaltung des Treffens mit Dr. Umlauf: 2 CHW und 3 AHM gemeinsam mit Prof. Ilse Geson-Gombos